Das Wariner Kino ist 100!
Um es vorwegzunehmen: Filmvorführungen gab es in Warin auch schon vor 1924*. Aber als Paul Haack am 4. März 1924 in dem Hotel seines Namensvetters Paul Voss seine Lichtspielbühne eröffnete, begann der durchgehende Kinobetrieb in ein und demselben Haus – bis heute.
Keine 14 Tage vor dem Jubiläum bin ich zufällig darauf gestoßen, dass es in den Goldenen Zwanzigern bereits wöchentliche Kinovorstellungen in Warin gab. Mit der leider unvollständigen Wariner Zeitung verfügt Warin über ein exzellentes Recherchemedium. Ich habe Mitte 1926 aufgeschlagen: jede Woche Kino! Also ein Jahr zurück. Auch Anfang 1925 warb Haack für seine Stummfilmvorführungen, aber Anfang 1924 gab es diese Anzeigen nicht. Nun musste ich nur vorblättern, um die Eröffnungsanzeige zu finden. Auch einen redaktionellen Beitrag nach der Vorstellung gab es, allerdings beschränkt auf sechs Zeilen. Das hatte seinen Grund. Zeitungsverleger Heinrich Dannehl war auch Organisator der Wariner Kunstkasse, die regelmäßig Theater und Konzerte in Zülows Hotel schräg gegenüber dem Kino organisierte. Für die ernst zu nehmende Konkurrenz in einer Zeit noch ohne Radio machte Dannehl halt ungern Werbung.
100 Jahre, da muss man doch etwas machen. Auf die Schnelle ein Kinofest, das ist dann doch zu eng. Also erstmal die Musikschule anfunken… Eines gab das andere, innerhalb einer Woche hatte das Kino wieder eine Leuchtreklame (die übrigens aus den 1930ern stammt, aber damals für das Hotel warb), war dank Kinoverein am Vorabend blitzblank geputzt und dank der Kleinstadtblume festlich dekoriert.
Nun konnte der 1. März kommen. Bereits die Kindervorstellung war sehr gut besucht. Leider hatte jedoch jemand Interesse am Rührwerk der Popcornmaschine gehabt und es entwendet, weswegen die Kindervorstellung ohne das typische Popcorntütengeraschel verlief. Doch Gregor Winkler ist auch geborener Ossi, sauste in seine Werkstatt und bastelte in Windeseile ein neues Rührwerk für die Abendvorstellung.
Unsere Apothekerin Sandra Wendt war derweil schon im Lampenfieber. Wie viele Wariner wusste auch sie jahrelang nicht, dass es im Ort eine Musikschule gibt, hatte sich gerade angemeldet und nach stand nach vier Stunden Gesangsunterricht vor der Premiere, ihre selbst geschriebenen Lieder zu performen. Die Ankündigung, dass Radio und TV vor Ort sein würden, trieb ihren Puls zusätzlich…
Die Sektgläser wurden gefüllt, der NDR machte Interviews, die SVZ packte die Kamera aus und während Franz Kotte dem SVZ-Publikum die beiden wieder voll funktionstüchtigen DDR-Projektoren näherbrachte, füllte sich der Saal. Ein paar Worte von Bürgermeister und Citymanager, dann standen die Hauptakteure auf der Bühne, ohne die das Kino heute undenkbar wäre. Leute wie du und ich, die Spaß am Kino haben und jeden ersten Freitag im Monat diesen Spaß mit uns teilen. Ein eingespieltes Team aus Ehrenämtlern um Gregor Winkler, ohne die eine Vorstellung undenkbar wäre!
Nun aber kam das Ständchen von Sandra Wendt, die auf der Bühne neben dem originalen Zeiss TK35-Kofferprojektor stand, mit dem in den Dörfern um Warin seit Ende der 1940er Jahre Filme gezeigt wurden. Bravo für ihre Darbietung! Nun aber Film ab! Die Trailer für die nächsten Vorstellungen am 5. April laufen: Kannawoniwasein - und ja, wirklich: OPPENHEIMER!
Apropos Film: Den Videobeitrag zum Jubiläum gibt es auf SVZ.de, der NDR brachte seinen Beitrag im Kulturjournal vom 4. März.
*) für 1912 ist das erste Kino-Gastspiel bei Gevert (heute Hotel Am Wariner See) belegt, nach dem ersten Weltkrieg gab es kurz Lichtspiele bei Rubien (unter unserem Kino) und bei Mußfeldt (heute Am Mühlentor)
Citymanager
Tom Clauß
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